So verwundert es auch nicht, wenn das Vertrauen der Bürger in Institutionen, aber auch in die Wirtschaft in den vergangenen Jahren – wie die Zinsen – auf tiefstem Niveau verharrte. Nur Corona brachte jüngst eine Verbesserung. Hier kommt der Kriseneffekt zum Tragen, bei dem alle zusammenstehen.
Bereinigt um Corona zeigen Studien, wie der jährlich erscheinende internationale Edelman Trust Barometer, dass nur noch weniger als die Hälfte der Menschen den Regierungen vertrauen. Der Wert für Deutschland lag Anfang des Jahres sogar unter dem Weltdurchschnitt bei nur 45 %.
Geht man ins Detail, sieht das Bild noch düsterer aus. So wird die Vertrauenslücke zwischen der informierten Bevölkerung und der weniger gut informierten Frau oder dem Mann auf der Straße immer größer. In Deutschland liegt dieser „Trust Gap“ laut Edelman mittlerweile bei 20 Prozentpunkten. Eine Zahl die deutlich macht, dass das Land auf dem Weg ist, einen großen Teil der Gesellschaft zu verlieren.
Misstrauen gibt es nicht nur gegenüber der Politik, sondern auch gegenüber der Wirtschaft und ihren Vertretern. Nur Journalisten vertraut man mit einem Wert von nur 50 % noch weniger als den CEOs, die auf gerade 51 % Zustimmung kommen. Vermögenden Menschen trauen nur noch 36 %. NGOs gelten in den Augen der Menschen als weniger kompetent aber ethisch. Die Wirtschaft gilt zwar als kompetent, aber unethisch.
Enttäuschung wird auch greifbar, wenn mit 56 % die klare Mehrheit sagt, dass das kapitalistische Wirtschaftssystem gegen sie arbeitet – sie also nicht sieht, dass freie Marktwirtschaft Chancen schafft. Vielmehr wird die Gesellschaft subjektiv als nicht durchlässig angesehen, eine Gesellschaft, die sich immer mehr teilt.
Letztendlich wird mit dem ansteigenden Mistrauen die „License to operate“ und damit die Betriebslizenz von Unternehmen in Frage gestellt. Schließlich brauchen auch Unternehmen und Unternehmer gesellschaftliche Akzeptanz für ihr Tun. Politik wird immer weniger nach dem Grundsatz betrieben, unangenehme Entscheidungen zu treffen und dafür bei den Wählern zu werben. Vielmehr wird der vermeintliche Wille des Volkes, entnommen aus Meinungsumfragen, umgesetzt. Es scheint folglich nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis aus Unmut neue Regulierung wird. Eine Regulierung, die unternehmerisches Handeln weiter einschränkt und letztlich weitere Enttäuschungen bringt, weil Regulierung eher zu weniger, als zu mehr Nachdenken über das eigene Tun führt. Die nächsten Fehlentwicklungen scheinen geradezu vorprogrammiert.